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Marsimoto
34.60 €
Sommer 2006. Halb HipHop-Deutschland diskutiert über diesen jungen Rapper aus Mecklenburg-Vorpommern und sein komplett durchgeschossenes 30-Track-Debütalbum „Halloziehnation“. Darf dieser Marsimoto das denn überhaupt? Einfach den vom US-Produzenten Madlib und seinem Alias-Projekt Quasimoto bekannten Helium-Stimmeffekt adaptieren, wilde Wortspiele mit UK-Bässen versetzen und daraus sein ganz eigenes Ding machen? Doch schon während der Diskussion erledigt sich die Frage ganz von selbst Madlib sendet Props von Übersee. Soweit die Legende. Fast zehn Jahre ist das inzwischen her, und inzwischen ist Marten Laciny, der Mann hinter Marsimoto, ein echter deutscher Popstar, einer in der Liga von Jan Delay, Peter Fox oder Campino alles übrigens auch Freunde von ihm, mit denen er unregelmäßig Musik macht mit seinem anderen, weniger spröden und trotzdem erst nach Marsimoto etablierten Alter Ego Marteria. Jetzt hat er sich mit seiner Green Berlin-Posse nach Jamaika zurückgezogen, um am vierten großen Marsimoto-Opus „Ring der Nebelungen“, das kommende Woche erscheint, zu arbeiten. Und von den massenkompatiblen Hooks und Pop-Melodien, die Marteria aus der HipHop-Szene bis an die Spitze der Charts katapultierten, will Marsimoto nichts wissen. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom und so begehrt der grantelnde Grünträger und bekennende Outsider auf gegen die Vereinnahmung durch den Mainstream. Genau darum ging es ihm immer schon: um die Abgrenzung von der Masse, ums Abfeiern des Ausbruchs. Was die textlichen Referenzen angeht, ist Marsimoto immer noch ein klares Kind der Neunziger. Doch der Marsi-Soundentwurf geht weit über die reine Retromanie hinaus: Die spätzündenden Beat-Outros von Timbaland, die zitternden Rhodes und stolpernden Drums von J Dilla, die ätherischen Flächen von Flying Lotus und dessen singendem Yoga-Lehrer Gonjasufi all das hat er kanalisiert und schlüssig in die Green-Berlin-Philosophie übersetzt. Man kann diese Platte hören wie einen kurzweiligen Sound-Trip, man kann sich von den gewaltigen Bässen und Drums umwerfen lassen, aber man kann sich auch über die doppelten Böden freuen, die beinahe jede Zeile bereithält, wenn man genau hinhört. Mit seinem „Stay weird, stay different“-Slogan hatte Oscar-Gewinner Graham Moore auf der diesjährigen Verleihung das Publikum zu Tränen gerührt. Marsimoto setzt diese Maxime in die Tat um und erreicht damit trotzdem mehr Menschen als bemühte Rap-Studenten mit ausgeklügeltem Marketing-Plan. 24. und 25. November steht der grüne König der schönen Verlierer im Hamburger Docks auf der Bühne.
Veranstalter: FKP Scorpio
Präsentiert von: JUICE, VEVO, 16bars.de, Intro, Hamburger Morgenpost